“Wer spricht in der Antiziganismusforschung?”

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© Marika Schmiedt

Am 23.März 2013 nahm ich an der Podiumsdiskussion “Wer spricht in der Antiziganismusforschung?” in Berlin teil. Es fand im Rahmen der Bookrelease von Antiziganistische Zustände 2 statt.
Weitere TeilnehmerInnen der Podiumsdiskussion waren Jacques Delfeld jun. (Leiter des Referats Beratung beim Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma), Markus End, Anna Friedrich (beide vom Forum Antiziganismuskritik).

Ich denke, dass sie mich eingeladen haben um sagen zu können es war eine Romni dabei. Ich finde allein schon der Begriff Antiziganismusforschung ist problematisch und diskriminierend. Die rassistische Fremdbezeichnung “Zigeuner” ist darin enthalten und dadurch findet eine ständige Reproduktion statt. Keiner der PodiumsteilnehmerInnen hat meine Kritik zu denken gegeben und die diskriminierende Bezeichnung wurde während des Podiumsgesprächs weiterverwendet. Markus End verwies darauf, dass es Roma selber benutzen und “das Antiziganismus ein Begriff ist, der dazu dient zu beschreiben, “was in mancher Menschen Kopf vorgeht” wenn sie rassistisch handeln, aber die AutorInnen und LeserInnen dagegen analysieren unberührt davon nur das Konstrukt vom “Zigeuner”.

Warum wird davon ausgegeangen, dass nicht auch bei den LeserInnen antiromaistische Bilder im Kopf abgehen wenn sie den Begriff immer wieder lesen und reproduzieren? Werden Roma als potentielle LeserInnen mitgedacht?” (Zitat von Sarah X aus dem Publikum) Meine Kritik an den Bänden und am Forum Antiziganismuskritik ist, dass eine Gruppe von Nicht-Roma, Bücher über Roma publizieren und bei verschiedenen Veranstaltungen darüber referieren. Die Gruppe reflektiert nicht über ihre Zusammensetzung und ist an Kritiken und Veränderungen nicht interessiert. Ihre einzige Kritik besteht in einer sogenannten “Antiziganismuskritik”. Aber das muss selbstverständlich sein!

Markus End Fazit war: Er schreibt/ spricht nicht über Roma, sondern über Antiziganismus! Das ist für mich nicht nachvollziehbar, besonders vor dem Hintergrund, dass er Doktorand an der TU Berlin ist und sein Dissertationsprojekt den Arbeitstitel “Fremd, frei und faul” – Struktur und Funktionsweise des modernen Antiziganismus” trägt!

Unverständlich war auch, dass sie das Publikum ausschließen wollten, indem sie gegen Ende erst Fragen annehmen wollten. Sie sagen, dass sie Roma angefragt haben für einen Beitrag in den Bänden, aber der Grund für ihre Absage war aus Kapazitätsgründen. Ich finde es problematisch, dass kein Raum für mögliche andere Gründe gelassen wird und keinen Anlass gesehen wurde ernsthaft darüber zu diskutieren. Als es um die wissenschaftliche Debatte und den aktuellen Stand der Forschung ging, haben Anna Friedrich und Markus End meinen Beitrag total ausgeklammert. Sie sagen, dass sie Teil einer akademischen Forschung und einer politischen Praxis sind und dass sie intervenieren gegen antiromaistische Vorkommnisse und Strukturen. Auf meine Frage hin wie die Interventionen aussehen und wem sie nützlich sind, antwortete Anna Friedrich, dass sie und Markus End einen Protestbrief verfassten, indem die Diskriminierung der Roma Jugendlichen in den Berliner Schulen thematisert wurde.

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Podium: Filiz Demirova, Anna Friedrich

Laut Anna Friedrch sind technische Probleme aufgetreten, weshalb jetzt das Audio File von der Diskussion fehlt!

Der Paria,
Filiz Demirova

Sinngemäße Zitate von den Diskussionsbeiträgen aus dem Publikum:

“Mein Name ist Jihan Dean und ich bin ein Freund des Separatismus.
Ich bin nicht immer separatistisch eingstellt, aber manchmal, denn ich bin Teil von People of Color Communities.

Ich habe mir das Buch Antiziganistische Zustände 2 auch angeschaut und darin zwei Vorgehensweisen wiedergefunden: Im Vorwort spricht sich die Mehrzahl der AutorInnen dafür aus, zwar den Antiziganismus der Mehrheitsgesellschaft zu kritisieren, aber nicht über Roma und Sinti zu sprechen.

Im Buch findet sich aber auch ein Artikel über die Politik einer “Selbstorganisation”. Bei dieser Podiumsdiskussion wurde die Frage aufgeworfen, wer Antiziganismusforschung betreiben darf.
Ich denke, die moralische Diskussion ‘dürfen oder nicht dürfen’ führt hier in eine falsche Richtung. Es gibt ja keine Verbote in diesem Zusammhang. Aber wir sollten uns über die Konsequenzen im Klaren sein, wenn solche Forschung immer und immer wieder ohne Roma und Sinti durchgeführt wird.

Dadurch wird ein diskursives Ungleichgewicht verstärkt, das sowieso schon da ist. Ein Ungleichgewicht, das genauso auch in der sogenannten Migrationsforschung besteht, die hauptsächlich von Menschen betrieben wird, die selbst nicht migriert sind. Ein Buch wie das hier vorliegende ist also genau das Gegenteil von Empowerment. Denn es sind vor allem weiße Deutsche, die sich damit profilieren, die dadurch ihre akademische Karriere vorantreiben.

Das Argument, man hätte ja Roma angefragt, doch diese hätten ‘aus Zeitgründen’ abgesagt, zählt aus meiner Sicht überhaupt nicht.
Wie Filiz auch schon sagte, wäre es wichtig zu fragen, warum sie tatsächlich abgesagt haben. Hatten sich vielleicht in der Gruppe der AutorInnen und HerausgeberInnen schon Umgangs- und Verhaltensweisen herausgebildet, die ausschließend waren, hatte die Gruppe schon die Themen und die Agenda gesetzt, bevor Roma einbezogen wurden? Warum hat sich nicht von Anfang an eine gemeinsame Gruppe gebildet?”

Später:

“Ich habe mich in den letzten 10 bis 20 Minuten gefragt, worauf diese Diskussion hinauslaufen soll. Wir haben viel Kritik an dem Buchprojekt gehört, und immer wieder haben sich diejenigen, die daran beteiligt waren,gerechtfertigt. Geht es denn darum, das Projekt im Nachhinein zu rehabilitieren?

Wäre es nicht besser zu überlegen, was bei zukünftigen Projekten anders gemacht werden könnte? Mal im Ernst, so geht das doch nicht! In solchen Situationen höre ich immer wieder das Argument, die gesellschaftliche Lage sei so schlimm gewesen, dass man unbedingt etwas tun musste. Darüber wird oft nicht mehr darauf geachtet, WIE wir etwas tun, und dass die Form dem Inhalt zuwider läuft. Wenn sich solche Widersprüche auftun, wäre es aus meiner Sicht wichtig, einen Schritt zurückzutreten, und vielleicht in Kauf zu nehmen, dass ein Buch nicht genau jetzt in diesem Moment erscheint, sondern später.”

Sarah X:

“Es wurde behauptet das “Antiziganismus” ein Begriff ist der dazu dient zu beschreiben “was in mancher Menschen Kopf vorgeht” wenn sie rassitisch handeln, aber die AutorInnen und LeserInnen dagegen analysieren unberührt davon nur das Konstrukt vom “Zigeuner” Warum wird davon ausgegeangen, dass nicht auch bei den LeserInnen antiromaistische Bilder im Kopf abgehen wenn sie den Begriff immer wieder lesen und reproduzieren?? Bzw werden Roma als potentielle LeserInnen mitgedacht?

Der Herausgeber Markus End hat selbst gesagt das diese Zustände die gesamte Gesellschaft durchziehen. Auch ich als Schwarze Frau wurde während meiner Schulzeit mit so vielen rassistischen Bildern und Wörtern gegen Sinti und Roma vollgepackt, dass ich nicht einfach von heute auf morgen entscheiden kann diese Assoziationen aus frühster Kindheit zu vergessen. Wenn dieser Begriff dann immer wieder genannt wird kommen diese Assoziationen, auch wenn voher gesagt wurde “es handelt sich nur um ein Konstrukt”.

Weitere Kommentare vom Publikum:

Mike Korsonewski:

Für mich als weiß deutsch sozialisierter Mann war das Podium eine Reihe von Ungleichgewichten ausgesetzt. Ich finde es wichtig meinen Eindruck vom Podium noch mal wider zu geben:

Als es um die wissenschaftliche Debatte und den aktuellen Stand der Forschung ging, haben Anna Friedrich und Markus End, Filiz Demirovas Beitrag total ausgeklammert. Das fand ich ganz schön beschissen und auch stützend für Filiz einleitende Worte, dass sie nur kurz vorher als Romni Aktivistin bzw. ‘Gewissensberuhigung’ eingeladen wurde – das hatte anscheinend ‘nen ganz dubiosen Zweck. Dieses Ungleichgewicht/ Spannungsfeld ist auch passend zu Natasha Kellys Ausführungen zu den Ebenen akademisch, aktivistisch/politisch und Basis, denn das Podium hat gezeigt, dass Filiz aus einigen dieser Ebenen ausgeschlossen werden soll bzw. Filiz Intervention und Redebeiträge zeigten mir, dass sie die einzige auf dem Podium ist, die alle drei Ebenen (und sogar noch mehrere) vereint. Filiz hat sich explizit darin positioniert.

Zum Begriff “Antiziganismus”

Ich denke, dass da viel homogenisierende Neu-Mythologie drin steckt und epistemische Gewalt ausgeübt wird. Wenn ein AutorInnen-Kollektiv aus weißen (von mir aus mit der Hilfe von PoC, Roma, Schwarzen) so eine Forschung basierend auf Leipzig/Berlin/Heidelberg betreiben und solch ein Band publizieren, dann nimmt das zu viel Raum ein in öffentlichen, akademischen/politischen Diskursen und führt zur Umgehung des transformativen Zwecks von politischer und aktivistischer Arbeit gegen Rassismus zum Zwecke der Schaffung eines neuen akademisch vermarktbaren Konzeptes.

Ich möchte hier nicht unterminieren, dass Arbeit gegen Rassismus von allen Positionen aus passieren muss, also die von Rassismus Diskriminierten sowie auch weiße, also nicht von Rassismus diskriminierte. Mein “aber” an dieser Stelle bezieht sich auf meine konkrete Positionierung und Interesse. Ich denke, dass ich als weißer mit solch einer Forschung und Publikationen wenig bis gar nicht an die Kämpfe von Roma AktivistInnen sowie weißen gegen strukturellen und anderen Formen des Rassismus gegen Sinti und Roma herangeführt werde. Dies sehe ich durch die Haltung der AutorInnen begründet, sich nicht oder nur teilweise positionieren zu müssen und auch dem Gedanken „nicht über Roma zu schreiben“ verfallen zu sein. Wie können Leerstellen in deren weißer analytischer Perspektive aufgezeigt werden ohne die Anerkennung und mit Einbeziehung der politischen/aktivistischen, akademischen und basisorientierten Arbeit von Roma? Wie kann dieses AutorInnen-Kollektiv so ausschlussorientiert und anscheinend nur inneruniversitär arbeiten?

Außerdem möchte ich meinen Eindruck von der Arbeit in der Uni und bei EDEWA mit Filiz (zusammen) einbringen, um zu stützen, wie sehr Publikationen solcher Art nur wieder in einen akademischen Korpus eingehen und so die Realitäten und Notwendigkeit von politischer Arbeit an den Brennpunkten lebensbedrohlicher Abschiebe- und Gewaltsituationen keine/wenig Beachtung und konkrete Aktionen dagegen findet. Einerseits ist es ein sehr “ausgewählter” Kreis in der Akademie, die sich mit kritischer Rassismusforschung auseinandersetzten.

Vermutlich erreicht solch ein Buch also einen kleineren Kreis von weißen und Schwarze Dozierende und Dozierende of Color sowie deren Studierende. Ich habe also als weißer nicht viele Chancen kritisch auf Leerstellen hingewiesen zu werden und aktivistische/politische weitere Schritte zu erarbeiten.

Im besten Falle, saß Filiz mit dabei in Veranstaltungen, die ich auch besucht habe und wir konnten unsere Perspektiven mit den jeweiligen Positionen diskutieren. So auch die Situation ähnlich bei EDEWA.
Durch strukturelle Hürden ist es im Endeffekt Filiz allein gewesen, die einen Riesenkomplex an Arbeit zu Rassismus gegen Roma und Sinti gemacht sowie der Dokumentation aktivistischer antirassistischer Arbeit und Biografie von Panna Czinka erstellt hat.

Ich finde, dass beide Beispiele zeigen, wie wichtig die Verbreiterung der Arbeitsfelder und Empowerment für Schwarze, PoC und Roma in der Akademie sind. Außerdem zeigt es, dass die rassismuskritische Arbeit in der Akademie schwer zu gesamtgesellschaftlichen Kontexten brücken kann und im Falle das es klappt, auf der Arbeit von Schwarzen, PoC und Roma beruht.

Selbstverständlich sollen weiße sich anschließen können und auch ihre Aufgabe darin haben. (Jemensch anderes meinte, ich glaub Natasha Kelly) Wer kann sich das Buch überhaupt kaufen/leisten? Das ist doch schon eine krasse Hürde. Bringt das so für Leute, die von Abschiebung bedroht bzw. alltäglichem Rassismus diskriminiert sind, wirklich etwas?

Ich bin mir sicher, dass es eine Priorisierung geben muss. Empowerment von Roma und die Selbstverwirklichung von Roma und anderen von Rassismus diskriminierten Teilen der Gesellschaft müssen in den Vordergrund gerückt werden. Ich möchte als weißer Strategien und Ansätze finden, um alltägliche, gewaltvolle Machtstrukturen der Gesellschaft in Deutschland selbstkritisch zu brechen und aber gerade nicht Diskurse über Menschen zu dominieren—für mich ist das eine Form von Ausbeutung.

Natalie Wagner:

Die beiden RepräsentantInnen des Forum “Antiziganismuskritik” wollen nicht über Roma sprechen (und vertreten die Ansicht sie sprechen in ihrem Band nicht über Roma) sondern über den Rassismus, der in der Gesellschaft vorkommt. Dadurch dass sie sich selbst während der Veranstaltung kein einziges Mal selbst als weiße (sondern als Zugehörige zu einer Mehrheitsgesellschaft) positioniert haben, und auch über den Rassismus den sie kritisieren wollen immer wieder mit rassistischen Begriffen geredet haben, entstand für mich der Eindruck, dass sie sich “außen vor” stellen und von dort auf das “Problem Rassismus in der Gesellschaft” schauen (und schreiben), ohne sich selbst wirklich als Teil davon zu verstehen.

Daher habe ich dann auch, aus meiner Position als weißer Frau, den Kommentar gemacht, dass eine Kritik aus weißer Perspektive auch zuerst eine Selbstkritik sein muss und ich es wichtig finde, sich selbst auch darin zu sehen. Darauf gab es keine inhaltliche Reaktion (oder Positionierung in Bezug auf Rassismus) von Markus End oder Anna Friedrich.
Obwohl Filiz schon in ihrem ersten Redebeitrag und danach auch noch weiter deutlich gemacht und erklärt hat, worin die Problematik mit dem Begriff “Antiziganismusforschung” liegt und dass sie eine Kritik daran hat, wurde diese Kritik von allen anderen auf dem Podium nicht angenommen oder sogar offen abgelehnt – dafür bezogen sich Markus End z.B. auf seine “wissenschaftliche Forschung” zu der Begriffsgeschichte und sagte mehrere Male, dass ja auch Betroffene diesen Begriff benutzen was er erlebt hat, und dass es angeblich der einzige Begriff ist der keine Gruppe ausschließt.

Während diesem Punkt ist mir vor allem auch aufgefallen, dass beide HerausgeberInnen sowie auch min. eine Stimme aus dem Publikum betonten, dass es ihnen ja darum ging über den Rassismus gegen Sinti und Roma zu sprechen, daher der Begriff – aber sie weigerten sich konsequent, den rassistischen Begriff, z.B. in der Diskussion selbst, dann auch einfach mit z.B. “Rassismus gegen Sinti und Roma” zu ersetzen.

Markus End hat argumentiert, dass der Begriff “Antiziganismuskritik” sich auf eine Projektion und kein real existierendes Konzept bezieht, und daher auch ausdrückt “was die Mehrheitsgesellschaft im Kopf hat, und das ist genau die Stärke des Begriffs”. In einem Kommentar daraufhin war meine Meinung, dass mit genau dieser Argumentationslinie “dass die Stärke ist dass was in den Köpfen der Menschen vor sich geht ausgedrückt wird” auch die Verwendung von anderen rassistischen Bezeichnungen in rassistischen Hetzmedien verteidigt wird (z.B. die Verwendung von N-Wort, M-Wort) und dass es absolut untragbar und unmöglich ist, dass ein weißer Mann auf einem Podium zu diesem Thema eine solche Position zur Verteidigung dieses Begriffs vertritt.

Ein Kommentar von Jacques Delfeld jun. den ich auch notiert habe (als er von seinen Erfahrungen der Zusammenarbeit in dem Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma berichtete) war “es ist antiziganistisch als Schwarzer “Zigeuner” bezeichnet zu werden” (wobei er dabei nicht klar gemacht hat, ob er es für “antiziganistisch” hält wegen der rassistischen Fremdbezeichnung von Roma und Sinti oder weil eine Person als Schwarz bezeichnet wurde… und leider ist er dann sehr schnell aufgebrochen, bevor Natasha Kelly ihren Redebeitrag bringen konnte.)

Ein weiterer Kommentar von Jacques Delfeld jun. war auch: “wie Filiz an die Sache herangeht schafft Fronten” / “wir brauchen Solidarität” / Filiz’ Position sei auch “separatistisch” und es sei außerdem wichtig gemeinsam/geschlossen aufzutreten.

Weiterhin wurde am Ende noch diskutiert wie ein 3. Band aussehen könnte, wobei “Antiziganistische Zustände 3” als Titel in der Diskussion fiel. Generell wurde dabei von den HerausgeberInnen nur die Kritik, dass auch Roma daran beteiligt sein sollten angenommen, aber sie sahen nach der Diskussion anscheinend keinen Grund strukturelle Kritik und auch konkret im Gespräch geäußerte Kritik einzubeziehen, z.B. den Titel des Buches zu verändern, die eigene (immer noch unbenannte weiße Position) als HerausgeberInnen zu reflektieren, die Machtposition in der sie als herausgebenden Personen sind zu überdenken oder daran etwas zu ändern…etc. Markus End kommentierte z.B. auch dass es für ihn ja auch problematisch oder auch schwierig sei, unterscheiden zu können welche Beiträge bzw Roma-Positionen kritisch seien und welche nicht.
Er kam aber nicht auf die Idee, dass diese Problematik dadurch gelöst werden könnte, dass er nicht mehr die machtvolle Position einnimmt, (mit)zuentscheiden welche Beiträge veröffentlicht werden und wer überhaupt angefragt wird.

Es wurde auch erwähnt dass in der Einleitung steht, dass Roma zwar angefragt wurden für Beiträge, aber “aus Kapazitätsgründen” nichts beitragen konnten. Weiterhin behauptet Markus End, obwohl Filiz das klar kritisiert hat und die Frage mehrmals gestellt hast “wem nützt so eine Forschung und auch Veröffentlichung”, dass das von ihm mitherausgegebene Buch die Kämpfe von Roma unterstützt und ein wichtiger Beitrag ist der gemacht werden muss. Dabei finde ich es auch problematisch, inwieweit er sich selbst als “Helfer” und “guter weißer” inszeniert, dessen Arbeit für Roma in ihren Kämpfen anscheinend nützlich und unterstützend ist. Er hat dabei auch komplett Filiz Fragen und Kritiken ignoriert. Mir ist auch aufgefallen, während der gesamten Veranstaltung (im Gegensatz zu Anna Friedrich zum Beispiel, die auch teilweise geklatscht hat oder die Leute angeschaut hat), hat Markus End bei keinem Redebeitrag (weder vom Podium noch vom Publikum) geklatscht oder sich gerührt, sondern hauptsächlich den Tisch vor sich angestarrt – selbst bei Beiträgen und Kommentaren, die ihn direkt und auch namentlich angesprochen haben, war das einige Male so.

7 thoughts on ““Wer spricht in der Antiziganismusforschung?”

    1. “Die Berliner Mohrenstraße ist nach einem Begriff benannt, der seit der Verwendung im Kontext des europäischen Sklavenhandels Schwarze Menschen in herabwürdigender und rassistischer Weise bezeichnet. Im deutschen Kontext wurde der Begriff für aus afrikanischen Ländern an Adelshöfe verschleppte Menschen verwendet, die dort als Diener oder Hofmusikanten weißer Adliger arbeiten mussten. Der Dienerstatus und der durch “orientalische” Phantasieuniformen bekräftigte Exotismus werden bis heute u.a. durch die Figur des Sarottim.s tradiert, der nach seiner Umbennenung in Sarotti-Magier nach wie vor rassifizierte Assoziationen vom Schwarzen als Diener weckt. Die Bennenung einer Straße im Zentrum der Hauptstadt sowie eines viel frequentierten U-Bahnhofes bewirkt eine Fortschreibung, Normalisierung und ständige Reproduktion des Begriffs.” Kwesi Aikins (2011) in Straßennamen als Wegweiser für eine postkoloniale Erinnerung in Deutschland. In: Arndt/Ofuatey-Alazard (Hg.): Wie Rassismus aus Wörtern spricht. (K)Erben des Kolonialiamus im Wissensarchiv deutsche Sprache. Ein kritisches Nachschlagewerk, S.521-538. Weitere Informationen zu Straßennamen mit Bezügen zum Kolonialismus in Berlin: http://ber-ev.de/download/BER/03-positionen/f-kolonial/2008-11-13_dossier-kolonialistische-strassennamen.pdf
      Weitere Buchempfehlung: Rassismus auf gut Deutsch. Ein kritisches Nachschlagewerk zu rassistischen Sprachhandlungen. Adibeli Nduka Agwu/ Antje Lann Hornscheidt (Hrsg.)

  1. In der Antiziganismusforschung spricht, wer von Antiziganismusforschung spricht. So einfach ist das. Es geht nicht um den Austausch, die Auseinandersetzung. “Antiziganismus” wird postuliert, vermeintlich akademisch unterfüttert.

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